Haan, 11.09.2016

Ritsche, ratsche mit der Säge — Ausbildung an der Motorkettensäge beim THW Haan

Haan, 10. September 2016. Das Technische Hilfswerk Haan schult derzeit fünf weitere Einsatzkräfte an der Motorkettensäge. Ziel des Unterrichts ist der Erwerbs der Module A bis C des Motorsägen-Führerscheins. Am Samstag durften die Teilnehmer zum ersten Mal in freier „Waldbahn“ zur Säge greifen.

Das A und O beim Bäume fällen: der korrekt plazierte und ausgeführte Fällkerb! Kursleiter Stephan Piel und „Schüler“ Thomas Neumann prüfen das Ergebnis.

Denk’ste — Beine hochlegen is’ nich’! Kaum hatten sie die zeitaufwändige Grundausbildung absolviert, drückten die drei Neuen beim THW Haan schon wieder die Schulbank. Zusammen mit zwei länger „Dienenden“ wurden sie nach einigen Abenden Theorie, Gerätekunde und Sägeübungen auf dem Unterkunftsgelände nun erstmals außerhalb dieses schützenden Bereiches auf die Baum-Welt „losgelassen“.

 

Kursleiter Stephan Piel, in Personalunion Chef des Haaner THW-Ortsverbandes, hatte für diesen Ausbildungstag zwei Schwerpunkte gesetzt: Die Kursteilnehmer sollten erste praktische Erfahrungen im Fällen von stehendem Holz sammeln und besondere Schnitttechniken üben, die bei unter Spannung stehendem Holz angewendet werden. Das Holz, an dem die speziellen Schnitttechniken geschult werden sollten, mussten sich die Kursteilnehmer allerdings erst einmal erarbeiten: In einem kleinen Baumbestand hatte jeder angehende Motorsägen-Führer „seinen“ Stamm zu „ersägen“. Bevor die Motorsäge kreischen durfte, fragte Kursleiter Piel das in den vorhergehenden Unterrichtsstunden erworbene Theorie-Wissen ab: Die Ergebnisse der Baumschau, die Fällrichtung, die Fluchtwegplanung, die Ausrichtung des Fällkerbs und — immer wieder — Sicherheitsregeln waren Aspekte, die in der praktischen Situation vor Ort zu berücksichtigen sind, bevor man zum ersten Schnitt ansetzt. Da konnte der Einzelne sein Unwissen auch nicht mehr hinter den Kameraden verstecken, denn beim Fällen war der „Lehrling“ allein mit seinem „Meister“...

 

Die Holzstämme, an denen das Schneiden unter Spannung geübt werden sollte, mussten zunächst einmal unter Spannung gesetzt werden. Diese Kräfte raubende Aufgabe übernahm bei der Schulung der „Babisi“, der Baumbiegesimulator. In dem speziellen Schulungsgerät drückte ein Hydraulikstempel quer zum Stammverlauf so auf einen Baumstamm, dass er mit den Enden in zwei Widerlager gedrückt wurde und unter Spannung stand. Da die ganze Mechanik samt gespanntem Baum gedreht werden konnte, waren alle möglichen Spannungsverhältnisse darstellbar und damit viele verschiedene Sägeschnitte am Simulator erlernbar. Ein großer Sicherheitsgewinn, denn unter Spannung stehende Bäume finden die Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks häufig nach Stürmen in Windbrüchen vor. Hier kann man nicht einfach drauflos sägen. Bei diesem Riesen-Mikado ist eine genaue Analyse der Spannungsverhältnisse in den übereinander geworfenen Stammhaufen überlebensnotwendig: Werden bei Schnittfolge und Schnitttechnik Fehler gemacht, kann ein Stamm seine Spannung beispielsweise freisetzen, indem er wie ein Flitzebogen zur Seite schnellt. Das kann tödlich enden für den, der da im Wege steht!

 

Für den Unterricht hatte der Haaner Ortsverband eine kleinere und leichtere Motorsäge (Stihl MS 241) angeschafft, damit gerade nicht so kräftige Auszubildende sich bei der Schulung voll und ganz auf die Sägearbeit konzentrieren können und nicht unnötig durch das Arbeitsgerät belastet und abgelenkt werden. Trotzdem waren die fünf Einsatzkräfte froh, als der Unterricht beendet war: Aus Sicherheitsgründen ist bei der Arbeit mit der Kettensäge eine Schutzbekleidung, unter anderem eine Schnittschutzhose, zu tragen. Diese Hose ist dick wattiert; sie verwandelte sich bei der brütenden Hitze am Samstag zu einer Sauna auf zwei Beinen. Deshalb waren alle Auszubildenden froh, sich dieser Hose wieder entledigen zu dürfen.

 

Nach der Rückkehr aus der Baum-Welt und einer Dusche in der Unterkunft begann der gemütliche Teil des Tages mit einer Abkühlung im OV-eigenen Tauchpumpentestbecken (landläufig Planschbecken genannt) und beim Sonnenbad am ebenfalls OV-eigenen Sandstrand. Dabei blieben die Kursteilnehmer nicht alleine: Andere Helfer hatten sich bereits zum Chill-Out in der Unterkunft versammelt. Gemeinsam grillte man und ließ den Tag am Lagerfeuer mit kühlen Getränken ausklingen. Einige Helferinnen und Helfer blieben direkt über Nacht in der Unterkunft, denn am Sonntag ging es um sechs Uhr in der Frühe zum Triathlon nach Ratingen...

 

Übrigens: Bestehen alle fünf Kandidaten die Abschlussprüfung, verfügt der Haaner Ortsverband des Technischen Hilfswerks über 25 ausgebildete Motorsägen-Führer — eine stolze Anzahl für einen kleinen Ortsverband!

 

Fotografie und Text: Helmut Wenzel (OV Haan)


  • Das A und O beim Bäume fällen: der korrekt plazierte und ausgeführte Fällkerb! Kursleiter Stephan Piel und „Schüler“ Thomas Neumann prüfen das Ergebnis.

  • Der Babisi — mit dem Baumbiegesimulator wird das Sägen von unter Spannung stehendem Holz geübt.

  • Ein kluger Kopf ist gefragt — Sägen von Holz unter Spannung erfordert eine präzise Analyse der Druck- und Zugverhältnisse am Stamm, hier durch Kursteilnehmer Ulrich Kersten.

  • Erst denken, dann handeln — Kursteilnehmerin Franziska plant mit Kursleiter Stephan Piel die Schnittfolge.

  • Kritisch beäugt — in sicherem Abstand beobachten Kursleiter Stephan Piel (2. v. l.) und Kameraden Franziska Eigners Arbeit mit der Kettensäge.

  • Politik der kleinen Schnitte — beim Stufenschnitt wird Schnitt an Schnitt gesetzt. Die einzelnen Schnitte dürfen nicht zu tief erfolgen, sonst klemmt das Holz auf der Druckseite des Stammes Kette und Sägeblatt ein.

  • Da kann man nur die Hose runter lassen — bei hohen Temperaturen ist die Schnittschutzhose eine Sauna auf zwei Beinen.

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