Haan,

THW Haan: Atemschutzübung einmal Zuhause

Haan, 17. Februar 2017. Die turnusmäßige Atemschutzübung im Haaner Technischen Hilfswerk fand zur Abwechslung in der eigenen Unterkunft statt. Im verrauchten Keller waren Personen zu suchen.

Hält den Kontakt zur Außenwelt: der Führungsgehilfe im Zugtrupp-Fahrzeug, hier Arne Klaus.

Langsam kommt das Pfeifen des Pressluftatmers näher. Kriechend und tastend bewegen sich Franziska Eigner und Björn Schauroth im engen Gang vorwärts. Obwohl der Keller beleuchtet ist, erkennen die beiden nichts; das Sichtfenster ihrer Atemschutzmaske ist mit einer Rauchfolie abgeklebt. Sie können gerade einmal wahrnehmen, dass die Lampen im Gang eingeschaltet sind.

Zwei Kellerräume haben sie schon abgesucht. Der Versuch, in einen weiteren Raum zu gelangen, scheitert an der verschlossenen Tür. Aufbrechen können sie die Tür nicht: Mit ihrer Axt richten die beiden an dem stählernen Türblatt nicht viel aus. Wohl oder übel machen sich „Franzi“ und Björn auf die Suche nach einem anderen Zugang. Sie entdecken einen Wanddurchbruch, eine Art „Durchreiche“, in Beckenhöhe beginnend. Mühsam zwängen sie sich, das Atemgerät auf dem Rücken, durch die enge Öffnung und stehen in einer Umkleide. Das braucht man nicht zur wissen; man hört es, als die beiden den Raum durchsuchen: Scheppernde Spindtüren und umstürzende Kleiderständer signalisieren seine Verwendung. Sie finden zwar keine Person, aber einen weiteren Durchgang in einen anderen Raum. Er dient wohl als Lager, nur ein schmaler Streifen Boden ist ohne Hindernisse. Vorsichtig arbeiten sie sich voran. Nicht nur der Fußboden ist dabei zu kontrollieren, auch die oberen Flächen von Kisten oder Möbeln müssen abgesucht werden. Franzi entdeckt ein Regal zu ihrer Linken. Mit einer schwungvollen Armbewegung räumt sie ein Regalbrett leer. Der Inhalt verteilt sich auf dem Boden — genau in den Gang, durch den die beiden auf ihren Vormarsch noch werden kriechen müssen. Marvin Erbacher, der Bereichsausbilder Atemschutz, greift ein und räumt das Gröbste beiseite; es ist ja nur eine Übung.

Am Durchgang zum dritten Raum meldet Franzi dem Atemschutz-Überwacher Matthias Scholl per Funk den aktuellen Standort und das geplante Vorgehen. „Scholli“ fragt im Gegenzug routinemäßig den Druck in den Atemluftflaschen ab. Björns Flaschendruck beträgt nur noch 70 bar, Franzi hat noch etwas mehr Luft zum Atmen. Der geringere Druck entscheidet: Rechnet man die Luftmenge für die Durchsuchung der Räume heraus, hat Björn für den Hinweg beinahe die Hälfte der noch vorhandenen Luft verbraucht. Für den Rückweg muss aber doppelt so viel Luft wie für den Hinweg zur Verfügung stehen, so hatte der Ausbilder es den Einsatzkräfte noch kurz zuvor in der theoretischen Unterweisung ins Gedächnis gerufen. So ist Rückzug und Entsatz durch einen anderen Atemschutztrupp notwendig. Dränge Björn jetzt noch weiter vor und träfe er dabei auf eine zu rettende Person, würde ihm buchstäblich die Luft ausgehen. Für Rettung und Rückzug reichen seine Reserven einfach nicht mehr aus.

Franzi und Björn erwarten die Ablösung an der „Durchreiche“. Nadine Spielhagen und der zweite Björn — Björn Reinnisch — kommen angekrochen. Auch Nadine und Björn R. sind „blind“ und müssen sich langsam bis zu dem Durchgang vortasten, vor dem der erste Trupp kehrtmachen musste. Björn kriecht voran und sucht einen Gang zwischen Kistenstapeln ab. Ohne Erfolg. Er richtet sich etwas auf, tastet die Kistendeckel ab und findet eine „Person“ —  die Übungspuppe, zwar kopflos, trotzdem noch 80 Kilo schwer. Nachdem sie die Puppe vom Kistenstapel gezogen haben, treten Nadine und Björn mit ihr, sie mehr schleifend als tragend, den Rückweg zur Durchreiche an. Nadine klettert voran und zerrt die Übungspuppe durch die Öffnung, Björn schiebt. Unsanft geht es zu, doch das lässt sich nicht vermeiden. Es gilt, die gefundene Person möglichst schnell aus der rauchgeschwängerten Luft ins Freie zu bringen. Da kann man nur begrenzt Rücksicht nehmen, da ist Crash-Rettung angesagt. An der Kellertreppe geht Björn rückwärts hinauf, Nadine trägt die Füße der Puppe. Ein Knochenjob: Die achtzig Kilo Puppe plus das Gewicht der Atemgeräte und eine enge, steile Treppe mit niedriger Decke fordert den ganzen Einsatz von Nadine und Björn. Mit letzter Kraft schaffen sie die Puppe aus dem Keller ins Freie.

Ein letzter Trupp sucht noch ungeprüfte Kellerräume ab, ohne weitere Personen zu finden. Nach dem Übungsende ist die Einsatzbereitschaft wieder herzustellen — eine schmeichelhafte Umschreibung für’s Aufräumen. Gebrauchte Atemluftflaschen und Masken werden aussortiert und für die Wartung gesammelt, anderes Gerät auf den Fahrzeugen verstaut. Die Manöverkritik in großer Runde schließt ohne große Kritikpunkte. Auch Ausbilder Erbacher ist zufrieden.

Anmerkung:
 An dieser Übung waren lediglich drei Trupps mit jeweils zwei Atemgeräteträgern beteiligt. Insgesamt verfügt der Haaner Ortsverband des Technischen Hilfswerks über 17 Atemgeräteträgerinnen und –träger; damit sind über 50 Prozent der Einsatzkräfte zum Helfen unter Atemschutz befähigt.

Fotografie und Text: Helmut Wenzel (Öffentlichkeitsarbeit / THW Haan)


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